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Pflanzliche Naturfasern
Bei den pflanzlichen Naturstoffen unterscheidet man zwischen Samen-, Bast- und Hartfasern. Hartfaser finden bei Bekleidungsstoffen allerdings kaum Verwendung, da sie in ihrer Haptik nicht so gut geeignet sind und sich eher etwas steif und ungemütlich anfühlen. Sie eignen sich am ehesten für Seile, Kordeln, Bürsten oder sogenannte Geotextilien. Anders aber die Samen- und Bastfasern. Diese Naturstoffe sind sehr häufig Grundlage unserer Bekleidung und haben tolle Eigenschaften, sowohl in ihrer Haptik als auch in ihrer Optik.
Samenfasern
Zu den Samenfasern gehört die bekannteste und auf dem Textilmarkt auch wichtigste Naturfaser - die Baumwolle. Ebenfalls den Samenfasern zugeordnet wird die nicht so bekannte Kapok-Faser. Die größten Vorteile des Naturstoffs aus Baumwolle sind zum einen seine hohe Feuchtigkeitsaufnahme, ohne sich dabei wirklich nass anzufühlen. Zum anderen ist die große Luftdurchlässigkeit zu nennen. Dies macht den Stoff ideal für den Einsatz unter anderem auch bei Sommerbekleidung. Dazu kommt seine hohe Strapazierfähigkeit und Reißfestigkeit. Ferner ist die geringe Neigung zur Knitterbildung und zum Einlaufen zu erwähnen (Durchschnittlich liegt der Einsprung von Baumwolle bei circa 2-3% nach dem ersten Waschvorgang). Diese vielfältigen Eigenschaften haben die Baumwolle zum Vorreiter unter den Naturstoffen für Bekleidung gemacht, und Baumwollstoffe werden heutzutage für so ziemlich jede Art von Bekleidung verwendet.
Durch ihren, gegenüber vielen anderen Rohstoffen, geringen Preis findet sie in vielen Bereichen ihren Einsatz. Bei Unterwäsche, Bettwäsche, Berufsbekleidung, im Interieurbereich, aber auch der Bekleidung für den Alltag. Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich für Naturfasern ist die Sportbekleidung auf Grund des angenehmen Tragekomforts. Und im Vergleich zu Textilien aus chemischen Strukturen wie Polyester, können Naturstoffe und organische Verbindungen wie Baumwolle und Leinen zudem heißer gewaschen werden. Dies hat den Vorteil, dass die Kleidungsstücke nach dem Waschen nicht mehr unangenehm riechen und die Bakterien werden bei einem heißen Waschgang zusätzlich größtenteils abgetötet werden. Bei Polyester-Mikrofasern bleibt der Schweißgeruch jedoch dagegen oft trotz Reinigung nach einer gewissen Häufigkeit der Verwendung bestehen. Noch eine Problematik von Mikrofasern ist der Abrieb beim Waschen. Dieser führt dazu, dass Mikrofasern in unsere Abwässer gelangen. Das kann Wasser und Nahrung in der Tendenz verunreinigen. Bei Naturfasern passiert dies nicht. Naturstoffe erfüllen also auch viele gute ökologische Funktionen.
Man kann zwar Naturfasern wie Baumwolle und Leinen auch mit aggressiveren Reinigungsmitteln (z.B.Chlor) bleichen. Dies ist aber nicht notwendig, da auch ganz natürliche Mittel wie das Auslegen in der Sonne zur Fleckenentfernung eingesetzt werden können. Natürlich funktioniert eine Reinigung auch mit organischen Lösungsmitteln. Auch Gallseife ist bei Baumwolle und Wolle eine mögliche und gute Alternative. Bei Polyesterfasern ist der Einsatz dieser Reinigungsmittel praktisch nicht möglich und man muss üblicherweise zu etwas stärkeren und oft auch chemischen Reinigungsmitteln greifen. Dabei kann es problematisch sein, dass diese sowohl für die menschliche Haut, als auch für die Umwelt nicht besonders gut sind. Vorallem für Allergiker oder die empfindliche Baby- und Kinderhaut sind Naturstoffe daher von großem Vorteil.
Ein weiteres Thema, bei welchem Naturfasern einige Vorteile bieten, sind Reparaturen. Einfache Ausbesserungen von kleinen Löchern sind bei Naturstoffen problemfrei durchzuführen. Sind Stoffe dagegen aus chemischen oder synthetischen Fasern zu fein gesponnen und gewebt, ist es selbst für Profis schwer diese Naturstoffe ohne professionelle Maschinen zu reparieren.
Folglich kannst Du in unserem Onlineshop für Dein nächstes Nähprojekt auch zahlreiche edle Naturstoffe aus Baumwolle kaufen. Wir bieten ein großes Sortiment an tollen Baumwollstoffen (und anderen Naturstoffen) in vielen besonderen und schönen Mustern und Farben.
Bastfasern
Bei Bastfasern werden in der Textilindustrie am häufigsten Leinen und Hanf verwendet. Bei Leinen sind vor allem die hohe Scheuer- und Reißfestigkeit als große Vorteile zu nennen. Außerdem ist der Stoff sehr atmungsaktiv und gehört zu den wenigen Naturstoffen, die kochend heiß gewaschen werden können. Leinen wirkt zudem von Natur aus schmutzabweisend und kühlend.
Ein Nachteil stellt für Viele die hohe Knitterneigung da. Beim Einsatz für Bekleidung wird dieser Stoff daher in vielen Fällen mit Baumwolle zu Halb-Leinen gemischt. Der Haupteinsatzbereich von Leinen sind Oberbekleidung und Küchentücher, allerdings kann ein toller Leinenstoff natürlich auch noch vielfältiger eingesetzt werden. Bettwäsche aus Leinen wird beipielsweise immer beliebter und verspricht speziell im Sommer ein besonders gutes Schlafklima, da Leinenstoffe sehr atmungsaktiv und kühlend wirken.
Eine wichtige Grundlage von Hanffasern ist die besonders hohe Festigkeit, die im Nasszustand nochmals zunimmt. Die Fasern wirkt antibakteriell, ist um das Achtfache stärker als Baumwolle und hält etwa viermal so lang.
Aus den Fasern dieses Naturstoffes stellt man früher (und auch heute noch) Seile her. Von Jahr zu Jahr nimmt aber die Verwendung für Bekleidung im Bereich DOB und HK zu. Auch zu diesen Naturstoffen bieten wir eine große Auswahl hoher Qualität und in verschiedenen tollen Designs zum Nähen an.
Tierische Naturfasern
Neben den pflanzlichen Naturstoffen gibt es solche aus tierischen Fasern oder Haaren, also tierische Naturstoffe. Die bekanntesten darunter sind Wolle (Fell der Schafe), Alpaka (Haare von Lamas wie dem Alpaka oder Vikunjas), Angora (Haare von Zuchtkaninchen), Kaschmir (Haare der Kaschmirziege), Mohair (Haare der Angora- oder Mohairziege) und Seide (Faden vom Kokon eines Schmetterlings). Alle tierischen Fasern bestehen zum größten Teil aus Protein (Eiweiß) und haben zumeist einen ähnlichen strukturellen Aufbau.
Seit vielen Jahrhunderten werden Tierhaare zur Herstellung von Bekleidung benutzt. Erst hat man Felle verwendet, bis man schließlich vom Verfilzen der Wolle zur Technik des Verspinnens, dem Weben und dem Stricken kam. Dies war ein großer Fortschritt und ermöglichte eine Bekleidung, die sich dem Körper besonders gut anpasste und zudem hervorragend wärmte. Außerdem war die Kleidung waschbar und somit länger haltbar.
Schurwolle
Schon früh nutzte der Mensch die Wolle von Schafen für seine Bekleidung. Denn die Schafschurwolle ist durch die Struktur ihres Faseraufbaus besonders elastisch und wärmend. Durch luftige Zwischenräume kann sie Wärme einschließen, aber gleichzeitig auch Kälte ableiten. Naturstoffe aus Schafwolle finden daher im Bekleidungssektor sowohl Verwendung für Sommer- als auch für Winterware. Der Grundstoff bleibt derselbe, nur die Verarbeitung ändert sich.
Zudem ist die Wolle schmutzabweisend und wirkt antistatisch. Naturstoffe aus Schafwolle findet man häufig bei Strickwaren, Jacken, Mänteln, Anzügen und Funktionswäsche im Sportbereich. Feine Schafschurwolle wie z.B. Merino kommt im gehobenen Oberbekleidungsbereich zum Einsatz.
Angorawolle
Ein besonders feiner und weicher Naturstoff stammt vom Angorakaninchen. Diese Wolle hat einen Durchmesser von 8 bis 15 Mikron (1 Mikron = 1 Tausendstel Millimeter), die Schafwolle hat dagegen durchschnittlich 20 bis 40 Mikron. Da es sehr wenige Tiere und auch Spezialisten gibt, die diese Tiere scheren können, ist Angorawolle im Vergleich zur Schafswolle sehr teuer und entsprechend wertvoll.
Angora ist besonders weich und besitzt ein sehr gutes Wärmerückhaltevermögen. Durch die gute Wärmeisolation wird diese Wolle gerne für sehr körpernahe Kleidung wie zum Beispiel Ski- und Unterwäsche verwendet. Sie nimmt den Körperschweiß auf und leitet ihn nach Außen ab. Die Fasern leiten außerdem statische Aufladungen vom Körper weg. Daher sind auch Pullover aus diesem Naturstoff sehr beliebt.
Alpaka
Bei Alpakawolle sind die Haare sehr weich und haben einen fließenden Fall. Die Optik wird dadurch sehr elegant. Man verwendet diesen Naturstoff hauptsächlich im Bereich der Oberbekleidung.
Das Alpaka stammt aus der Familie der Lamas. Kennzeichnend für das Tier sind das dichte und gleichzeitig seidig glänzende Fell, das die Tiere vor Temperaturen bis zu -20 C° schützt. Sie leben in wilden Herden vor allem in den Anden auf einer Höhe von circa 3.000-5.000 Meter. Die Alpakawolle gibt es in ungefähr 20 verschiedenen natürlichen Farbtönen, die von weiß bis grau, sandfarben zu braun reichen. Die Tiere werden einmal im Jahr von Hand geschoren. Die Ausbeute beträgt dabei nur 2,5-3 kg Rohwolle pro Tier.
Die Haare werden danach - ebenfalls von Hand - weiter sortiert. Konkret erfolgt eine Einteilung in Farbe, Feinheit und Faserlänge. Die Feinheit der Haare wird durch den Faserdurchmesser bestimmt. Dieser liegt zwischen 19 - 26,5 Mikron. Durch die geringe Menge und die aufwendige Gewinnung macht die Angorawolle weltweit nur ca. 0,5% der tierischen Naturstoffe im Textilhandel aus. Sie fällt wegen ihrer Exklusivität unter den Begriff Edelhaare, wozu auch Kamel, Kaschmir und Yak gehören.
Wolle aus Kaschmir
Wolle aus Kaschmirwolle stammt von der Kaschmirziege. Auch sie lebt sehr hoch - auf über 4000 Meter. Zu finden ist sie hauptsächlich in der indischen Region Kaschmir, woher sie ihren Namen hat. Daneben ist sie auch in China und der Mongolei beheimatet.
Einmal im Jahr wird das Fell der Tiere ausgekämmt. Dabei wird das feine Unterhaar gewonnen, was pro Tier und Jahr nur um die 150 g ausmacht. Wie bei dem Alpaka sind die Farben weiß, braun und grau vertreten. Aber auch schwarz ist zu finden. Die Haare sind sehr weich und haben eine Feinheit von 15 - 19 Mikro.
Die Haare der Kaschmirziege sind einer der wertvollsten und teuersten Naturstoffe. Die daraus gewonnene Wolle ist vom Fall her sehr fließend und elegant und kann zu jeder Jahreszeit getragen werden.
Jedoch ist die Haltung der Ziegen nicht unbedenklich, da sie für Bodenerosionen sorgen. Sie reißen nämlich die gesamte Wurzel des Grases, das sie fressen, aus - Schafe beißen nur ab. Die Folge ist eine zunehmende Versteppung der Weideflächen. Kaschmirwolle gehört daher leider nicht unbedingt zu den nachhaltigsten Naturstoffen.
Seide
Ein sehr beliebter Naturstoff ist natürlich die Seide welche von den Kokoons der Schmetterlingsraupen gewonnen wird. Ihr haben wir einen Extrabeitrag gewidmet, deren Lektüre wir allen Nähbegeisterten ans Herz legen.
Naturstoffe Meterware
Naturstoffe Meterware, egal ob pflanzlich oder tierisch, kann man für beinahe alle Arten von Bekleidung verwenden. Ihr großer Vorteil ist die Nachhaltigkeit. Alle oben genannten Rohstoffe sind nämlich grundsätzlich unendlich verfügbar. Im Gegensatz dazu stehen Chemiefasern aus endlichen Rohstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas, welches irgendwann in der Zukunft aufgebraucht sein wird und deren Verbrauch daher so gut wie möglich eingeschränkt beziehungsweise kontrolliert werden sollte. Wie alle anderen Stoffe auch sind Naturstoffe unterschiedlich breit gewebt, meistens zwischen 110cm und 160cm.
Naturstoffe Meterware eignet sich also für Nähfreunde, die auf eine nachhaltige Stoffproduktion achten und auf eine sinnvolle Erweiterung des Biostoff-Angebots Wert legen. Wenn Du nicht selbst nähen kannst oder willst, aber nicht auf Kleidung aus Naturstoffen verzichten willst, dann findest Du vielleicht das Richtige z.B. bei Hessnatur, Waschbär, Boden oder Avocadostore.
Wichtige User-Informationen
In unserem Webshop "landen" immer wieder User, die den Begriff Naturstoffe eingegeben haben, sich aber wundern, nur Informationen zu Naturstoffen für Bekleidung zu finden.
Zur Klassifikation von Naturstoffen zählen aber auch Substanzen, die durch einen Organismus wie einen Pilz oder durch Bakterien gebildet werden. Unterschieden werden diese Stoffe entsprechend ihres chemischen Aufbaus z.B. in Terpene oder Alkaloide. Die Wortbedeutung Naturstoffe drückt also für diesen Bereich aus, dass diese Substanzen nicht synthetisch hergestellt werden. Ihre Basis sind vielmehr lebende Organismen. Weitere Informationen hierzu findest Du bei Wikipedia, Chemie.de und Spektrum.de.
* Da es keine offizielle Definition gibt, was ‚ganz überwiegend’ bedeutet, wird bei uns in Anlehnung an bestimmte Zertifizierungsregelungen ein Anteil von mindestens 90% Naturfasern in einem Stoff verlangt, um ihn als Naturstoff einzustufen.
Wichtig ist noch darauf hinzuweisen, dass zu den Naturstoffen auch Stoffe aus sogenannten Regeneratfasern gehören. Das sind Fasern, die zwar durch (chemische) Verfahren zum textilen Gewebe gemacht aber aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Hier sind z.B. Holzfasern oder Bambus zu nennen. Diese Produkte haben eine so gute Ökobilanz, dass sie guten Gewissens zu den Naturstoffen gezählt werden können. So weisen sie einen verringerten Wasserverbrauch auf und sind zum Teil sogar kompostierbar. Ein Beispiel hierfür sind Tencel Stoffe.
Meine Tipps für Naturstoffe
Katja Marschner, Diplom-Modedesignerin und Stoffexpertin
Stand 20.9.22